O U T H U M A N A C T
HOLOCAUST (griech.-engl.): Tötung einer großen Zahl von Menschen, bes.
der Juden während des Nationalsozialismus von Menschen einer bestimmten Ethnie durch die unter Zwang
herbeigeführte Assimilation an die Kultur der Herrschenden
religiösen Gemeinschaften oder ethnischen Gruppierungen |
Ende des 18.
Jahrhunderts begannen europäische Siedler Australien zu kolonialisieren.
Sie betrachteten das Land als „Terra Nullius“ (Niemandsland) und die Aborigines
als zum Aussterben verurteilte Rasse primitiver Nomaden.
Man bezeichnete sie als „wilde Tiere“, „Ungeziefer“, „kaum menschlich“,
„ein Greuel für die Menschheit“, „widerlich“ und „ein Ärgernis“,
und als solches waren sie bald Freiwild für die weißen „Jagdschützen“.
Vorerst drängte man sie gewaltsam in unwirtliche Gebiete ab,
so dass sich ihre ökonomischen Lebensbedingungen permanent verschlechterten.
1806 begann das Töten in großem Maßstab. Frauen wurden vergewaltigt,
gefoltert und vergiftet, Kinder von ihren Eltern getrennt, in Heime gesteckt
und zur Adoption freigegeben. Männer wurden erschossen.
1824 erhielten die Siedler die offizielle Erlaubnis, Ureinwohner zu erschießen.
1828 rief der Gouverneur das Kriegsrecht aus. Militante Gruppen von Siedlern und Soldaten
organisierten sich für Festnahmen und Tötungsakte an den Ureinwohnern.
Wachtrupps rächten die Vergeltungsakte der Ureinwohner durch ein breit
angelegtes Abschlachten von Männern, Frauen und Kindern.
Im ganzen Land wurden Prämien auf die Tötung von Aborigines ausgesetzt,
und die Männer der besser gestellten Gesellschaftsschichten veranstalteten
Treibjagden auf Schwarze als Sport und zur Unterhaltung.
Zwischen 1803 und 1825 waren die Tasmanier von den Kolonisatoren
fast vollständig ermordet worden, eines der brutalsten Kapitel
der europäischen Kolonialgeschichte.
Zwischen 1824 und 1908 wurden in der Kolonie Queensland
ca. 10.000 Ureinwohner ermordet. In der Kimberley-Region blieben viele Morde unbekannt.
Erst 1926 sorgte das berüchtigte Massaker am Forest River für soviel Empörung
in der Öffentlichkeit, dass die schlimmsten Gewaltexzesse
der Kolonisten fortan unterbunden wurden.
Die britische Besiedlung Australiens führte innerhalb von 120 Jahren
fast zum Aussterben der Bevölkerung der Ureinwohner.
Ideologisch legitimiert wurde die Unterwerfung und Ausrottung der Aborigines
durch rassistische und sozialdarwinistische Theorien.
Die an den Ureinwohnern Australiens verübten Völkermordpraktiken
waren das Ergebnis einer Politik, die von allen australischen Regierungen
seit der britischen Besiedlung 1788 bis zum heutigen Tag vertreten und implementiert wurde.
Zur physischen Vernichtung kam die Zerstörung der kulturellen Identität,
denn ohne Zugang zu den sakralen Orten ihrer Traumzeit-Mythologie erstirbt das traditionell
auf ständige Erneuerung im Ritus angelegte Weltbild der Aborigines,
ohne dass es durch ein vergleichbares ersetzt werden kann.
Die daraus entstandene Orientierungs- und Sinnlosigkeit des Lebens manifestiert sich
bis in die Gegenwart in einer sehr hohen Inhaftierungsrate,
Arbeitslosigkeit und weitverbreitetem Drogenkonsum unter den Aborigines.
Aber die Diskriminierung der Ureinwohner, ihr Herein- und Hinausdefinieren
aus der Gesellschaft durch andere, hat noch nicht aufgehört:
Die Effizienz der Institution ist ein Dauerstreitpunkt australischer Innenpolitik.
Milliarden wurden u. a. in die medizinisch Versorgung gesteckt,
um z. B. die dramatische hohe Säuglingssterblichkeit zu reduzieren.
Unterschlagung und mangelhafte Buchführung sind häufige Probleme
bei der Verteilung finanzieller Mittel bei Aborigines-Projekten.
1980 Die Rassentrennung an Schulen und in manchen
Stadtbezirken wird nach und nach aufgehoben.
1993 Das „Mabo-Gesetz“ beendet die Rechtslage der “Terra Nullius“.
Die Aborigines haben Recht auf „native titles“,
die Rückforderung von ureigenem Land.
Voraussetzung:
der Nachweis einer Jahrhunderte langen, konstant
andauernden, Beziehung zu einem Land.
Ureinwohnerstämme meldeten Ansprüche auf fast 40%
der australischen Fläche an. Dabei sollen die bisherigen Nutzer nicht
vertrieben werden, aber es werden Rechte zur
Durchführung religiöser Handlungen und zur Jagd auf
Wildtiere sowie Wegerechte eingeräumt.
(siehe „Wik-Gesetz“ von 1998)
1996 beschloss die neue liberal-konservative Regierung
Australiens, die Mittel für den Dachverband der Aborigines
(Atsic) drastisch zu kürzen. Prominente Bürgerrechtler
schätzen , dass 2.000 Einrichtungen für Aborigines ihre
Arbeit einstellen müssen und sprechen in diesem
Zusammenhang von „institutionalisiertem Mord“.
1998 Das „Wik-Gesetz“ schränkt die Forderungen der Ureinwohner ein:
Landrechts-Ansprüche auf Gebiete, die vom Staat an
Bauern oder Bergbaugesellschaften verpachtet sind,
können nicht erhoben werden. Lediglich finanzielle
Entschädigung kann verlangt werden. Finanziert werden
soll sie aus Steuermitteln. Es wird mit Kosten in
Milliardenhöhe gerechnet.
1999 Verfassungs-Präambel abgelehnt:
erstes Volk Australiens anerkennen sollte, wurde abgelehnt.
Commonwealth-Land und eines der wenigen in der Welt überhaupt ist,
das kein Abkommen mit seiner Eingeborenen-Bevölkerung
hat und ihr hierüber Anerkennung in der Verfassung gewährt.
Außerdem ist Australien der erste demokratische Staat der westlichen Welt,
der vom UN-Komitee zur Beseitigung der Rassendiskriminierung (CERD)
aufgefordert wurde, seine Politik zu erläutern.
Eine im Dezember 2000 veröffentlichte Umfrage förderte zutage,
„dass 62 % der australischen Bevölkerung eine offizielle
Entschuldigung gegenüber der indigenen Bevölkerung
durch die australische Regierung nicht für notwendig halten.“
Zwar scheint es oberflächlich so, als würde sich die Regierung
für die Eingliederung der Aborigines einsetzen, aber es herrscht nach wie vor
das Profitsystem vor, das mit dem fundamentalen Anrecht
der australischen Ureinwohner auf Gerechtigkeit,
Gleichheit und Menschenwürde völlig unvereinbar ist.
a r t a l f a e. V. ist der Meinung, dass es höchste Zeit ist,
dem seit 200 Jahren stattfindenden Wahnsinn einen Namen zu geben.
Somit vermeiden wir zukünftig wenigstens, dass das Geschehene unausgesprochen bleibt
als hätte es nicht stattgefunden:
OUTHUMANACT
Textnachweise:
Enzyklopädie (Microsoft, Encarta 2001)
„Eine Viertelmillion Menschen demonstrieren für die australische Gesellschaft“ (Linda Tenebaum, wsws);
„Der ungleiche Wettkampf“ (Colin Tatz, taz) ;
„Bericht detailliert Verbrechen gegen die Ureinwohner Australiens“ (Brett Stone, wsws);
„Aborigines in Australien“ (Theodor Rathgeber, GfbV- Deutschland);
“Bilanz des Rates zur Versöhnung mit den Aborigines“ Katharina Lorenz, GfbV – Deutschland)
„Die gestohlenen Kinder“ (Antonella Romeo, Weltwoche)
„Geschichte“ (www.australien-info.de)
„Rassismus in Australien“ (GfbV–index)